Selbstbestimmung statt Dienstwagen – Auf der Suche nach Motivation – und wie sie sich verändert hat

Dieser Text ist zuerst erschienen in: fairmedia 06 – dem Kundenmagazin von faircheck, Ausgabe 2021, Link

Die Motivation von Mitarbeitern scheint ein wichtiges Thema zu sein, denn damit steht und fällt der Unternehmenserfolg. Das allein sollte Grund genug sein, sich als Unternehmenslenker und Führungskraft diesem Thema zu widmen. Und obwohl Generationen von Psychologen zu diesem Thema geforscht haben und die Managementliteratur voll mit sachdienlichen Hinweisen ist, scheinen nur wenige Unternehmen dieses komplexe Phänomen zu beherrschen. Denn die Wirklichkeit zeichnet ein düsteres Bild. Nach dem Engagement-Index der Gallup-Gruppe haben lediglich 15 Prozent der Mitarbeiter eine emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen, gut zwei Drittel machen Dienst nach Vorschrift und 16 Prozent haben innerlich gekündigt. Diese Zahlen basieren zwar auf einer Untersuchung in Deutschland, allerdings ist davon auszugehen, dass sich die Zahlen in Österreich nicht signifikant unterscheiden. Der volkswirtschaftliche Schaden ist immens.

Ein Erklärungsversuch für diesen Umstand könnte das Menschenbild sein, von dem Unternehmen und Führungskräfte ausgehen. Douglas McGregor hat dazu bereits vor 60 Jahren in seinem Buch „The Human Side of Enterprise“ die Unterscheidung zweier Menschenbilder beschrieben. Theorie X beschreibt den Menschen als faul, der Arbeit grundsätzlich missbilligt und wenig motiviert ist. Er besitzt keinen Ehrgeiz, will formal gesteuert werden und muss von außen motiviert werden. Im Gegensatz dazu geht die Y-Theorie davon aus, dass der Menschen von Eigeninitiative und Freude an der Arbeit geprägt ist. Er oder sie braucht keine oder wenig Anweisungen und erledigt Aufgaben mit hoher Sorgfalt und Kreativität. Dieser Mensch ist intrinsisch, also aus seinem Inneren heraus, motiviert.

Nicht der Mensch ist das Problem, sondern das System

McGregor spricht auch von einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Das heißt, wenn ein Unternehmen von einem X-Menschen ausgeht, gibt es strenge Kontrollen und kleinteilige Arbeitsanweisungen, was zu wenig Engagement, geringer Arbeitsmotivation und Dienst nach Vorschrift führt. Und das bestätigt wiederum das unterstellte Menschenbild. Sieht ein Unternehmen seine Mitarbeiter als Y-Menschen, werden Selbstbestimmung und Eigenverantwortung großgeschrieben, was zu mehr Engagement und einer höheren Motivation führt. Viele Mitarbeiter, die eher passiv und wenig motiviert agieren, engagieren sich in ihrem privaten Umfeld durchaus und sind Kassenwart im Gartenverein oder Chorleiter, was darauf hindeutet, dass in jedem von uns ein Y-Mensch steckt, mit dem Potential und Bedürfnis, selbstbestimmt und proaktiv seine Arbeit zu gestalten. Menschen handeln also immer kontextbezogen und insofern liegt der Verdacht nahe, dass nicht der Mensch das Problem ist, sondern das System, mit dem er agiert.

Viele Unternehmen sind heute noch genauso aufgebaut, wie es Frederic Taylor vor über hundert Jahren in seinem Buch „The Principles of Scientific Management“ beschrieben hat. Grundprinzipien waren die hierarchische Trennung von Denken und Handeln, die funktionale Trennung durch die Bündelung gleichartiger Tätigkeiten und die zeitliche Trennung durch Planung, Steuerung und Kontrolle. Und das bezeichnen wir heute, immer noch wie damals, als Management. Als Ingenieur sah Taylor ein Unternehmen wie eine Maschine, wo das perfekte Zusammenspiel der einzelnen Zahnräder maßgeblich zum Erfolg der Industriegesellschaften im letzten Jahrhundert beigetragen haben. Ob ein Arbeiter am Fließband vor 50 Jahren nun motivierter war, kann ich nicht beurteilen, aber zumindest machte es wohl Sinn.

Nun hat sich unsere Welt aber weitergedreht; sie ist unsicher und hoch komplex geworden. Unternehmen differenzieren sich nicht mehr über ihre Effizienz, sondern über ihre Anpassungsfähigkeit und ihre Innovationskraft. Es gibt in vielen Bereichen keine Klarheit mehr. Was gestern galt, stimmt heute nicht mehr. Die Anforderungen an die Mitarbeiter steigen, weil repetitive und einfache Tätigkeiten schon längst in den Werkhallen die Roboter und in den Büros die Computer übernommen haben. Und dieser Trend wird sich fortsetzen. Unternehmen brauchen zukünftig Mitarbeiter mit Kreativität und sozialen Fähigkeiten, also der Interaktion mit anderen Menschen. Wenn in dieser Welt Unternehmen immer noch nach den Grundprinzipien von Taylor aufgestellt sind und Führungskräfte ihre Mitarbeiter nach einem veralteten Menschenbild steuern, dann gibt es ein systemisches Problem, was für mich die Ursache für die zu geringe Motivation der Mitarbeiter ist.

Purpose – der tiefere Sinn der Arbeit

Unternehmen versuchen heute noch wie damals, Mitarbeiter extrinsisch zu motivieren, weil es in der Vergangenheit zumindest in Teilen funktioniert hat, weil die Welt eine andere war. Und natürlich sind zumindest für manche ein attraktives Gehalt, Karrieremöglichkeiten und der Dienstwagen immer noch wichtige Bestandteile ihrer Arbeit. Vermutlich sind es aber nur „Mitnahmeeffekte“, so wie es Herzberg schon vor 60 Jahren in seiner Zwei-Faktoren-Theorie beschrieben hat. Das wäre im Prinzip nicht schlimm, wenn nicht durch die Fokussierung auf Einzelleistungen die Zusammenarbeit innerhalb eines Teams konterkariert würde, die doch in unserer neuen Welt so wichtig ist. Sabbatical, Obstschale und kostenlose Fitness-Studio-Mitgliedschaften sind alles schöne Errungenschaften der Neuzeit, im Prinzip aber nichts anderes.

Mitarbeiter sind motiviert, wenn sie ihrer ureigenen Berufung nachgehen können und nicht durch andere Dinge vom eigentlichen Arbeiten abgehalten werden. Wenn der Arzt sich wieder um seine Patienten kümmern kann, anstatt Berichte zu schreiben, die Erzieherin mit den Kindern spielen kann, anstatt sie zu verwalten oder der Versicherungsvertreter seine Kunden berät, anstatt in endlosen Meetings zu sitzen, dann haben wir schon viel erreicht. Und dann sind viele Menschen schon beim vielbesagten „Purpose“ angekommen, also den tieferen Sinn in ihrer Arbeit, der sie allmorgendlich aus dem Bett springen und sie mit Spaß und Freude ihr Tagwerk verrichten lässt.

Was uns also motiviert, hängt natürlich auch von unseren individuellen Bedürfnissen ab, aber eines eint uns sicher alle, nämlich das tiefe Bedürfnis Dinge zu tun, die unseren Stärken und Neigungen entsprechen, die wir selbstbestimmt und eigenverantwortlich umsetzen und damit echte Wertschöpfung leisten können. Mark Poppenborg, einer der Gründer des intrinsify-Netzwerks, einem Think Tank rund um neues Arbeiten und moderne Führung schreibt: „Das größte Geschenk, das Unternehmen sich selbst und ihren Mitarbeiter machen können, ist die Gelegenheit zur Leistung zu schaffen. Keine künstliche Belohnung kann das ersetzen.“ Und dem kann ich mich nur anschließen.

Mental Health: Drei Wege für mehr Wohlbefinden

„Psychische Gesundheit ist besonders wichtig, aber sie ist mehr als das: Sie ist zentral für unser Glück.“  Lord Richard Layard   (Layard zitiert in Badura & Steinke 2011, S. 5 )

Schaut man sich die Stress-Studie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2016 an, so fühlen sich sechs von zehn Menschen in Deutschland beruflich oder privat gestresst (Vgl. Techniker Krankenkasse 2016, S. 6). Bedenkt man dabei, dass diese 60 Prozent der Durchschnitt über alle Altersstufen ist, so ist die Prozentzahl bei der arbeitenden Bevölkerung nochmals höher. Bei den 30-bis 39-Jährigen kommt man beispielsweise auf einen Wert von 82 Prozent der Befragten, die sich entweder manchmal oder häufig gestresst fühlen (Vgl. Techniker Krankenkasse 2016, S. 7). Mit Blick auf die Pandemie und den damit einhergehenden zusätzlichen Stressoren wie beispielsweise Unsicherheit, Angst vor Krankheit, Doppelbelastung oder Isolation ist die gefühlte Stresswahrnehmung in den vergangenen 1,5 Jahren sicher nicht gesunken bzw. aller Wahrscheinlichkeit nach sogar noch gestiegen.

Hält die Stressreaktion des Körpers über eine längere Zeitspanne an, kann sich dieser nicht ausreichend erholen. Es drohen langfristig Erschöpfung und Krankheiten wie beispielsweise Schlafstörungen, Rückenschmerzen, Depressionen, Bluthochdruck etc. (Vgl. Kaluza 2011, S. 193). Daher ist es wichtig, auf unsere physischen und psychischen Ressourcen acht zu geben – auch wenn es im Alltag nicht immer so leicht fällt und unsere Rollenanforderungen uns in die entgegengesetzte Richtung ziehen.

Die drei nachfolgend skizzierten Wege zur Förderung der eigenen mentalen Gesundheit sollen eine einfache Anleitung sein, das eigene Stressempfinden zu reduzieren und das persönliche Wohlbefinden zu steigern.

Achtsamkeit praktizieren

Viele Menschen sind mit ihren Gedanken kaum im gegenwärtigen Moment, sondern bei Erlebnissen aus der Vergangenheit oder bei potentiellen Ereignissen/To-dos in der Zukunft. Auf dem Weg vom Bett ins Bad denken wir beispielsweise an die bevorstehenden Herausforderungen des Tages. Beim Zähne putzen geht uns ein Erlebnis vom Vorabend durch den Kopf. Und wenn wir dann im Büro angekommen sind (mit Blick auf die Zeit vor oder nach der Pandemie), wissen wir häufig gar nicht mehr genau wie. So geht es zumeist den gesamten Tag weiter und mündet manchmal darin, dass wir uns von unseren Gedanken regelrecht „überrannt“ fühlen und kaum mehr abschalten können. Wir agieren im Autopilot – anhand von definierten Strategien und Mustern. Achtsamkeit schafft hier Abhilfe. Sie lehrt uns im gegenwärtigen Moment zu sein – das Hier und Jetzt mit allen Sinnen wahrzunehmen. Das ermöglicht uns, wieder mehr in den Kontakt mit uns selbst und in dem gegenwärtigen Moment anzukommen sowie das eigene Leben bewusst auszurichten (Vgl. Schneider 2012, S. 9). Dabei müssen nicht erst Kurse in Achtsamkeits-Yoga oder Körpermeditation absolviert werden. Beginnen kann jeder beispielsweise mit bewussten Pausen am Tag. In diesen hilft es, kurz in sich hinein zu spüren und sich zu fragen: Wie geht es mir gerade? Was brauche ich jetzt/heute, um mein Wohlbefinden zu steigern? In Stresssituationen hilft es, erstmal durchzuatmen und zu schauen, was gerade den Stress in mir auslöst. Ist es die Situation oder vielleicht sogar ein persönlicher Stressverstärker (Perfektionismus, Überzeugungen wie „Ich muss es allein schaffen.“, Angst vor Versagen etc.) (Vgl. Kaluza 2011, S. 215 f.). Durch das gezielte Praktizieren von Achtsamkeit im Alltag lernen wir wieder, unsere Autopilot- und Stressreaktionen zu beobachten und ihnen auf die Schliche zu kommen sowie die Signale unseres Körpers wahrzunehmen (Vgl. Kaluza 2011, S. 7).

Die Macht der positiven Emotionen

Wie oft lassen wir uns von schlechten Nachrichten runterziehen oder konzentrieren uns auf die Dinge, die scheinbar nicht funktionieren. Die Wissenschaft hat hier den sogenannten Negativitätseffekt als menschliche Neigung ausgemacht. Dieser besagt, dass negative Erlebnisse, Gedanken oder Gefühle einen größeren Einfluss auf uns haben – als beispielsweise neutrale oder positive Reize (Vgl. Stangl 2021). Damit wird unsere Aufmerksamkeit eher den negativ bewerteten oder anmutenden Faktoren zugewandt (Vgl. Stangl 2021). Beziehen wir diese Erkenntnis auf den eigenen Alltag, ist es nicht verwunderlich, dass sich vielerorts schneller ein Unbehagen anstelle von positiven Empfindungen einstellt. Diese positiven Emotionen wie Freude, Neugier, Dankbarkeit etc. sind allerdings essentiell, wenn es um die Steigerung des eigenen Wohlbefindens geht. Sie sind die Tankstelle für das eigene Glücksempfinden. Positive Emotionen fördern den Optimismus, lassen uns offener, freier und neugieriger werden und fördern den Zugang zu unserer Kreativität und Problemlösekompetenz (Vgl. Ernst 2016). Sie lindern Stressreaktionen und helfen negative Emotionen leichter hinter sich zu lassen (Vgl. Ernst 2016).

Daher ist es sinnvoll, sie im Alltag gezielt zu fördern. Sich Auszeiten für Entspannung zu nehmen, ist hinreichend bekannt und wichtig. Doch wie oft schaffen wir es, uns dann ganz darin fallen zu lassen. Ohne die Gedanken an die To-do-Liste oder an vermeintliche Sorgen und Ängste. Das Motto sollte hier öfter lauten: „Enjoy“! Genieße das Schöne mit allen Sinnen! Integriere freudige Aktivitäten und persönliche Kraftquellen ganz gezielt in den eigenen Alltag, auch wenn die To-do-Liste noch so lang scheint. Stell dir dabei die Fragen: „Wo kann ich richtig auftanken? Was macht mir große Freude? Wo kann ich ich sein und ganz darin aufgehen? Was wollte ich schon immer mal ausprobieren, weil es mich anspricht?“ Das kann der gemütliche Spaziergang an der frischen Luft, das Lesen eines guten Buches, ein tolles Hobby oder die persönliche Yoga-Praxis sein. Ganz egal. Hauptsache wir können uns dabei vollständig in diese positiven Emotionen hineingeben und sie intensiv erleben und genießen.

Sich selbst der beste Freund sein

Du kennst das vielleicht auch: Wie oft stehen wir mit uns selbst in Kritik? Machen uns Gedanken, was wir alles „hätten, müssten, sollten“, was wir noch nicht richtig an uns finden, was besser werden muss, woran wir noch arbeiten müssen. Diese Liste könnten wir unendlich lang werden lassen. Heraus kommt, dass wir oft im Widerstand mit uns selbst sind und unsere Gedanken gegen uns richten. Und sind wir mal ehrlich: Würden wir so mit einem geliebten Menschen umgehen? Niemals! Tragen diese Gedanken zu dem eigenen Wohlbefinden bei? Auch nicht! Daher lohnt es sich, den Blick für die eigenen Stärken zu öffnen. Was kann ich gut? Welche Herausforderungen habe ich schon gemeistert? Welche Talente bringe ich mit und nutze ich diese gezielt? Auch wenn der innere Kritiker jetzt anfängt zu toben und meint, nichts positives zu finden – Jeder Mensch hat Stärken. Es ist die Frage, ob man diese selbst schon im Blick hat.

Eine gute Übung dafür ist, sich am Abend mindestens fünf „gute Momente“ des Tages nochmal ins Gedächtnis zu holen. Und sich dann bei jedem Moment zu fragen: Was war mein Beitrag dazu? Wenn beispielsweise ein erfolgreiches Gespräch mit einem Kunden zu diesen fünf Momenten zählt, dann könnte ich mich fragen, wie ich dazu beigetragen habe. Also beispielsweise durch die eigene offene, sympathische Art oder durch eine gekonnte Fragetechnik oder vielleicht durch mein Talent schnell Vertrauen zu schaffen. Was auch immer! Wenn wir unseren Beitrag erkennen, dann steigert sich dadurch die eigene Selbstwirksamkeit und somit unser Bewusstsein für die eigenen Stärken. Es stellt sich vielleicht sogar ein Gefühl von Zufriedenheit oder Stolz über die eigenen Leistungen ein.

Dranbleiben lautet die Devise

Das eigene Wohlbefinden sollte wieder mehr in den Fokus rücken. Wenn wir gut für uns selbst sorgen, laden wir die eigenen Akkus wieder auf und erschöpfen nicht. Wenn man eine neue Gewohnheit beispielsweise der Achtsamkeit oder der Selbstfürsorge etablieren möchte, dann reicht es nicht aus, diese einmal zu praktizieren und auf den gewünschten Erfolg zu hoffen. Die Regelmäßigkeit bringt die gewünschten Effekte und steigert das Wohlbefinden nachhaltig. Ich vergleiche es immer gern mit Muskeltraining in einem Fitnessstudio. Muskeln baut man auch nicht durch nur eine Trainingseinheit auf.

Viele Unternehmen erkennen das Potential der Prävention

Immer mehr Unternehmen erkennen, dass es wichtig ist, die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeiter gezielt zu fördern. Das kann mittels individuellen Coaching-Angeboten, Entspannungskursen oder zusätzlichen Urlaubstagen geschehen. Auch die LF Gruppe hat die Kolleginnen und Kollegen mit zusätzlichen Mental Health Workshops und der Einführung einer Gesundheits-App unterstützt. Diese Formate öffnen den Raum für dieses wichtige Thema und den Austausch dazu im eigenen Haus. Sie geben Impulse für die eigene mentale Gesundheit, dienen der Selbstreflexion und fördern das Wohlbefinden.

Quellen:

Badura B. & Steinke M. (2011). Die erschöpfte Arbeitswelt. Durch eine Kultur der Achtsamkeit zu mehr Energie, Kreativität, Wohlbefinden und Erfolg. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.

Ernst, H. (2006). Warum positive Gefühle so wichtig sind. Psychologie Heute, 2006 (1). Weinheim: Julius Beltz Verlag/Verlagsgruppe Beltz. abgerufen 09.02.2021, Link

Kaluza, G. (2011). Stressbewältigung. Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung. 2. Aufl. Berlin: Springer.

Schneider, M. (2012). Stressfrei durch Meditation. Das MBSR-Kursbuch nach der Methode von Jon Kabat-Zinn. München: O.W. Barth

Stangl, W. (2021). Stichwort: ‘Negativitätsbias’. Lexikon für Psychologie und Pädagogik. abgerufen 09.02.2021, https://lexikon.stangl.eu/23062/negativity-bias-negativitaetsbias/

Techniker Krankenkasse (2016). Entspann dich, Deutschland. TK-Stress-Studie 2016. Techniker Krankenkasse. abgerufen 21.05.2021, https://www.tk.de/resource/blob/2026630/9154e4c71766c410dc859916aa798217/tk-stressstudie-2016-data.pdf

Bild: Foto by Jacqueline Munguía on Unsplash (abgerufen 09.06.2021, https://unsplash.com/photos/1pAwJiCD60c)

Organisation & Struktur – Impulse für einen notwendigen Wandel

Es sind genau jene Merkmale von Organisation und Struktur, die ein Unternehmen von anderen menschlichen Zusammenkünften unterscheiden. Die Warteschlange am Einkaufszentrum gleicht auf den ersten Blick der Charakteristik einer organisierten Menschenansammlung, da verschiedene Gruppierungen in Zeiten der Pandemie, in Sicherheitsabstand darauf warten, ihrem Ziel ein Stück näher zu kommen. Der entscheidende Unterschied liegt jedoch in der Struktur, also den wechselseitigen Abhängigkeiten, die wiederum ein in sich strukturiertes Ganzes ergeben. Die Organisationsstruktur zeigt vertikale Verantwortlichkeiten im operativen Bereich sowie horizontale Beziehungen auf, die sich in einem Organigramm wiederfinden. Doch reine Strukturen bilden bei weitem noch kein handlungsfähiges Unternehmen, solange jene nicht organisiert sind.

Change in der Organisation – eine komplexe Herausforderung

Der Begriff Organisation kennzeichnet sich als arbeitsteiliges System, welches sorgfältig vorbereitet und geplant wurde. Mehrere Organisationsmitglieder arbeiten zusammen in einem kontinuierlichen Prozess an der Erreichung eines gemeinsamen Zieles. Würde sich die Warteschlange aus dem oben genannten Beispiel nun also aufteilen, in eine Person A, die den Einkaufswagen bereitstellt, eine weitere Person B, welche die Stellung in der Reihe hält, eine Person C, jene den Überblick behält und die verschiedenen Positionen koordiniert, während Person D den Einkaufszettel entsprechend der Tagesangebote überarbeitet, kommt das Szenario einer Organisation mit geregelten Strukturen und einem systematischen Ablauf, ausgerichtet auf ein Ziel, schon deutlich näher. Leider findet sich das Problem eines fehlenden gemeinsamen Nenners, der dazugehörigen Motivation und der Bereitschaft, Leistung zu erbringen genau in dieser Thematik – Organisation & Struktur – wieder. Eine Veränderung der Organisationsstrukturen bedarf einer komplexen Sichtweise, die die Entwicklungen und Trends aus der systemischen Umwelt einbezieht. Doch welche konkreten Größen haben Auswirkungen auf die Gestaltung von Organisationen? Wie werden Strukturen geschaffen, die zur veränderten Arbeitswelt passen?

Aus der systemischen Umwelt in den Organisationskontext und zurück

Um die Relevanz von innerbetrieblichen Veränderungen darzustellen, lohnt sich ein Blick auf die Relevanzbereiche der organisatorischen Umwelt. Diese stehen in direkter oder indirekter Interaktion mit den dazugehörigen Aufgaben, denen sich ein Unternehmen widmet.

Abbildung: Eigene Darstellung in Anlehnung an (Schreyögg & Geiger, 2016)

Wie die Abbildung zeigt, lässt sich die globale Umwelt einer Organisation in fünf Teilbereiche gliedern, die eine Wirkung auf Aufgaben und den Organisationskern ausüben. Die ökologische Umwelt ist mit dem Fortlauf der industriellen Entwicklung immer mehr zu einem kritischen Faktor des organisatorischen Handlungsgerüsts geworden. Die Ressourcenplanung ist beispielsweise von großer Bedeutung für ein internes Funktionieren von Prozessen, wirkt jedoch über Unternehmensgrenzen hinaus. Der Trend, interne Entscheidungen ökologisch nachhaltig zu gestalten, ist daher omnipräsent. Die sozio-kulturelle Umwelt umfasst sowohl das innerbetriebliche Bildungssystem zur Kompetenzentwicklung der eigenen Mitarbeiter*innen, als auch die herrschenden Wertmuster und den demografischen Wandel. Derartige Entwicklungen adressieren unter anderem die Ansprüche junger Generationen, die in der Arbeit vor allem nach Selbstverwirklichung suchen. Demnach sind sozio-kulturelle Veränderungen als einer der wichtigsten Treiber für neue Strukturen und dem Wunsch nach Organisationsentwicklung zu betrachten. Die Makroökonomische Umwelt bildet Wettbewerber und ökonomische Rahmenbedingungen ab. Dabei ist der Abbau von Hierarchien und konservativen Abläufen inzwischen ein echter Wettbewerbsfaktor im Recruiting geworden. Die Politisch-rechtliche Umwelt ist für Organisation und Struktur insoweit wichtig, dass zum Beispiel das Arbeitsrecht einen Handlungsrahmen abgrenzt. Die Technologische Umwelt ebnete weitreichende Entwicklungen im Informations- und Kommunikationsbereich. Die klassische Organisation mit starren Hierarchien, die Kommunikations- und Entscheidungswege lang und ineffizient macht, hat ausgedient.

Die notwendige Energie in die richtigen Kanäle investieren

Die veränderten Anforderungen der neuen Arbeitswelt erfordern also Anpassungen im Unternehmenskontext. Dabei dient eine komplexe Analyse der Organisationsumwelt als eine analytische Hilfskonstruktion, welche potentiell relevante Bewegungskräfte abbildet (vgl. Schreyögg & Geiger, 2016). Ebenso wie operative, taktische und strategische Entscheidungen über Produkte und wirtschaftliche Ziele, gilt es dabei die Strukturen und Organisationsmechanismen zu hinterfragen. Eine gut durchdachte Organisation mit sinnvoller Ausgestaltung der strukturellen Elemente, wird sowohl positive Auswirkungen auf den Ertrag, als auch auf die Mitarbeiterzufriedenheit erzielen. Schließlich ist für ein einzelnes Organisationsmitglied der Weg zum Ziel, also der Arbeitsalltag, genau so entscheidend, wie ein erfolgreich abgeschlossenes Projekt. Wichtig ist es daher, Zeit für Reorganisation, Beratung oder interner Prozessoptimierung einzuplanen, Impulse zu setzen und die notwendige Energie in die richtigen Kanäle zu leiten. Die Herausforderung besteht darin, bestehende Organisationsformen aufzubrechen und nicht notwendigen Ballast abzuwerfen. Einen Einblick in den Handlungsspielraum, der organisatorische und strukturelle Veränderungen umfasst, bietet unter anderem die Veranstaltung Campus Arbeitswelten am 14./15. September 2021. Dieses Format bringt Versicherungen, Versorger und Banken gemeinsam in den Austausch über die entscheidenden Fragestellungen der zukünftigen Arbeitswelt.

Literaturverzeichnis

Schreyögg, G. & Geiger, D., 2016. Organisation und Umwelt, Wiesbaden: Springer Gabler.

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