Organisation & Struktur – Impulse für einen notwendigen Wandel

Es sind genau jene Merkmale von Organisation und Struktur, die ein Unternehmen von anderen menschlichen Zusammenkünften unterscheiden. Die Warteschlange am Einkaufszentrum gleicht auf den ersten Blick der Charakteristik einer organisierten Menschenansammlung, da verschiedene Gruppierungen in Zeiten der Pandemie, in Sicherheitsabstand darauf warten, ihrem Ziel ein Stück näher zu kommen. Der entscheidende Unterschied liegt jedoch in der Struktur, also den wechselseitigen Abhängigkeiten, die wiederum ein in sich strukturiertes Ganzes ergeben. Die Organisationsstruktur zeigt vertikale Verantwortlichkeiten im operativen Bereich sowie horizontale Beziehungen auf, die sich in einem Organigramm wiederfinden. Doch reine Strukturen bilden bei weitem noch kein handlungsfähiges Unternehmen, solange jene nicht organisiert sind.

Change in der Organisation – eine komplexe Herausforderung

Der Begriff Organisation kennzeichnet sich als arbeitsteiliges System, welches sorgfältig vorbereitet und geplant wurde. Mehrere Organisationsmitglieder arbeiten zusammen in einem kontinuierlichen Prozess an der Erreichung eines gemeinsamen Zieles. Würde sich die Warteschlange aus dem oben genannten Beispiel nun also aufteilen, in eine Person A, die den Einkaufswagen bereitstellt, eine weitere Person B, welche die Stellung in der Reihe hält, eine Person C, jene den Überblick behält und die verschiedenen Positionen koordiniert, während Person D den Einkaufszettel entsprechend der Tagesangebote überarbeitet, kommt das Szenario einer Organisation mit geregelten Strukturen und einem systematischen Ablauf, ausgerichtet auf ein Ziel, schon deutlich näher. Leider findet sich das Problem eines fehlenden gemeinsamen Nenners, der dazugehörigen Motivation und der Bereitschaft, Leistung zu erbringen genau in dieser Thematik – Organisation & Struktur – wieder. Eine Veränderung der Organisationsstrukturen bedarf einer komplexen Sichtweise, die die Entwicklungen und Trends aus der systemischen Umwelt einbezieht. Doch welche konkreten Größen haben Auswirkungen auf die Gestaltung von Organisationen? Wie werden Strukturen geschaffen, die zur veränderten Arbeitswelt passen?

Aus der systemischen Umwelt in den Organisationskontext und zurück

Um die Relevanz von innerbetrieblichen Veränderungen darzustellen, lohnt sich ein Blick auf die Relevanzbereiche der organisatorischen Umwelt. Diese stehen in direkter oder indirekter Interaktion mit den dazugehörigen Aufgaben, denen sich ein Unternehmen widmet.

Abbildung: Eigene Darstellung in Anlehnung an (Schreyögg & Geiger, 2016)

Wie die Abbildung zeigt, lässt sich die globale Umwelt einer Organisation in fünf Teilbereiche gliedern, die eine Wirkung auf Aufgaben und den Organisationskern ausüben. Die ökologische Umwelt ist mit dem Fortlauf der industriellen Entwicklung immer mehr zu einem kritischen Faktor des organisatorischen Handlungsgerüsts geworden. Die Ressourcenplanung ist beispielsweise von großer Bedeutung für ein internes Funktionieren von Prozessen, wirkt jedoch über Unternehmensgrenzen hinaus. Der Trend, interne Entscheidungen ökologisch nachhaltig zu gestalten, ist daher omnipräsent. Die sozio-kulturelle Umwelt umfasst sowohl das innerbetriebliche Bildungssystem zur Kompetenzentwicklung der eigenen Mitarbeiter*innen, als auch die herrschenden Wertmuster und den demografischen Wandel. Derartige Entwicklungen adressieren unter anderem die Ansprüche junger Generationen, die in der Arbeit vor allem nach Selbstverwirklichung suchen. Demnach sind sozio-kulturelle Veränderungen als einer der wichtigsten Treiber für neue Strukturen und dem Wunsch nach Organisationsentwicklung zu betrachten. Die Makroökonomische Umwelt bildet Wettbewerber und ökonomische Rahmenbedingungen ab. Dabei ist der Abbau von Hierarchien und konservativen Abläufen inzwischen ein echter Wettbewerbsfaktor im Recruiting geworden. Die Politisch-rechtliche Umwelt ist für Organisation und Struktur insoweit wichtig, dass zum Beispiel das Arbeitsrecht einen Handlungsrahmen abgrenzt. Die Technologische Umwelt ebnete weitreichende Entwicklungen im Informations- und Kommunikationsbereich. Die klassische Organisation mit starren Hierarchien, die Kommunikations- und Entscheidungswege lang und ineffizient macht, hat ausgedient.

Die notwendige Energie in die richtigen Kanäle investieren

Die veränderten Anforderungen der neuen Arbeitswelt erfordern also Anpassungen im Unternehmenskontext. Dabei dient eine komplexe Analyse der Organisationsumwelt als eine analytische Hilfskonstruktion, welche potentiell relevante Bewegungskräfte abbildet (vgl. Schreyögg & Geiger, 2016). Ebenso wie operative, taktische und strategische Entscheidungen über Produkte und wirtschaftliche Ziele, gilt es dabei die Strukturen und Organisationsmechanismen zu hinterfragen. Eine gut durchdachte Organisation mit sinnvoller Ausgestaltung der strukturellen Elemente, wird sowohl positive Auswirkungen auf den Ertrag, als auch auf die Mitarbeiterzufriedenheit erzielen. Schließlich ist für ein einzelnes Organisationsmitglied der Weg zum Ziel, also der Arbeitsalltag, genau so entscheidend, wie ein erfolgreich abgeschlossenes Projekt. Wichtig ist es daher, Zeit für Reorganisation, Beratung oder interner Prozessoptimierung einzuplanen, Impulse zu setzen und die notwendige Energie in die richtigen Kanäle zu leiten. Die Herausforderung besteht darin, bestehende Organisationsformen aufzubrechen und nicht notwendigen Ballast abzuwerfen. Einen Einblick in den Handlungsspielraum, der organisatorische und strukturelle Veränderungen umfasst, bietet unter anderem die Veranstaltung Campus Arbeitswelten am 14./15. September 2021. Dieses Format bringt Versicherungen, Versorger und Banken gemeinsam in den Austausch über die entscheidenden Fragestellungen der zukünftigen Arbeitswelt.

Literaturverzeichnis

Schreyögg, G. & Geiger, D., 2016. Organisation und Umwelt, Wiesbaden: Springer Gabler.